Vom Wald das Beste. – Nationalparkregion Bayerischer Wald
Vom Wald das Beste: Künstlerin Susanne Mischko

Neuschönau

Vom Wald das Beste: Künstlerin Susanne Mischko

Waldhäuser. Den schwäbischen Dialekt kann (und will) sie nicht leugnen. Diese Mundart gehört einfach zu ihr - genauso wie die Brille und die mittellangen, mittlerweile ergrauten Haare. Doch trotz ihrer für viele Einheimische etwas eigenartig anmutenden Ausdrucksweise darf Susanne Mischko als Waidlerin durch und durch verstanden werden.

Geboren in Heidenheim an der Brenz hat die Künstlerin eher zufällig die Liebe zur Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald entdeckt - was schlussendlich dazu führte, dass sich die 59-Jährige gemeinsam mit ihrem Mann Bernhard in Waldhäuser in der Gemeinde Neuschönau niederließ.

Hier hat sie ihre künstlerische Heimat gefunden.

Das vor drei Jahren erbaute Holzhaus mit Wohnraum im Parterre und Atelier im Obergeschoss steht nicht irgendwo in dem kleinen Dörfchen am Fuße des Lusens, sondern im „Künstler-Viertel“ von Waldhäuser. Eine Bezeichnung, die bislang nicht von offizieller Seite bestätigt wurde. Betrachtet man jedoch die aktuellen sowie ehemaligen Nachbarn von Susanne Mischko, ist es naheliegend, dass sich dort eine Art kreativer Zirkel mit so manch namhaftem Mitglied eingefunden hat.

Im "Künstler-Viertel" von Waldhäuser

Im unmittelbaren Umfeld zur schwäbischen Waidlerin haben die inzwischen verstorbenen Künstler Heinz Theuerjahr und Reinhold Koeppel gelebt und gewirkt. Hajo Blach nennt noch heute die Idylle von Waldhäuser seine Muse, die seinen malerischen Fertigkeiten freien Lauf lässt. Blickt die 59-Jährige aus dem Fenster, sieht sie den Skulpturenpark und die Galerie "Arche Heinz Theuerjahr", das frei zugängliche Erbe des 1991 verstorbenen Bildhauers. All diese Personen - Susanne Mischko mit eingeschlossen - eint nicht nur der Sinn für Schönes, sondern auch die Liebe zum Bayerischen Wald und die Sehnsucht nach Ruhe, um kreative Momente vollends genießen und verarbeiten zu können.

Eigenschaften, die sich nach Meinung der Künstlerin auch die regionale Tourismuswelt zu Eigen gemacht hat. Aus der vermeintlichen Schwäche wurde somit eine Stärke. Mit unnachahmlicher Bodenständigkeit und großem Ehrgeiz hätte es die Region geschafft, sich selber wieder ins rechte Licht zu rücken.

Die Ruhe, die unmittelbare Nähe zur Natur, die landschaftliche Idylle

"Man fährt gerne hierher, davon bin ich als einstige Auswärtige überzeugt - nicht nur wegen der aktuellen, besorgniserregenden weltpolitischen Lage. Der Nationalpark ist eine von mehreren Attraktionen, die viele Touristen anlockt", betont sie.

Die Ruhe, die unmittelbare Nähe zur Natur, die landschaftliche Idylle sind ihr zufolge die großen Pfunde, mit denen der Bayerische Wald sich nicht verstecken braucht. Und wie schnell man sich in den Woid verliebt, davon kann Susanne Mischko ein Lied singen - oder besser gesagt: ein Bild malen.

Ein stetiger Kampf gegen das eigene Ich

Und obwohl einige ihrer Werke sehr abstrakt anmuten, lassen sie bei genauerer Betrachtung konkrete Rückschlüsse auf das Innenleben der Künstlerin zu. "Beispielsweise war ich bei einem Vortrag über Nahtoderfahrungen. Daraufhin sind viele Bilder zu diesem Thema entstanden." Mehrere Phasen sind in der Regel nötig, sagt sie, bis ein echter "Mischko" fertig ist. Legt die Waldhäuserin das Geschaffene dann zur Seite, bedeute dies jedoch nicht, dass es aus ihrer Sicht perfekt ist.

"Eigentlich könnte ich all meine Werke regelmäßig überarbeiten, weil mein Blick darauf von der jeweiligen Situation abhängig ist. Ein stetiger Kampf gegen das eigene Ich."
Eine Selbstreflexion, die vor allem in der Ruhe des Bayerischen Waldes möglich ist. Beispielsweise im Rahmen einer kleinen Wanderung - oder in Momenten, in denen sich die 59-Jährige mit den Eigenschaften der Waidler auseinandersetzt. Immer wieder mal stellt sie sich dabei die Frage, warum sie sich derart in die Region und deren Bewohner „verkuckt“ hat.

"Die Waidler sind etwas speziell, genauso wie die Schwaben. Wir sind hier im Woid zunächst etwas kritisch, dann aber von allen Seiten sehr herzlich aufgenommen worden."
Die anfängliche Distanziertheit, das Mürrische und Eigenbrödlerische, der manchmal fehlende Glaube an die eigenen Stärken - Attribute, die nicht erst durch Susanne Mischko sinnbildlich für die Menschen rund um Lusen und Rachel stehen, sondern längst als akzeptierte und teilweise bereits lieb gewonnene Eigenheiten des bayerwäldlerischen Menschenschlags gelten.

Seit 34 Jahren ist Susanne Mischko mit ihrem Mann Bernhard verheiratet. Gemeinsam hat das Paar drei Buben groß gezogen, die inzwischen erwachsen sind. „Damit sind wir in unserem Freundeskreis sowas wie Exoten." Denn irgendwie scheint dieses eher konservative Familienbild nicht so recht zum oft als etwas eigen und verschroben wirkenden Künstlerleben zu passen.

Dass Maler, Schriftsteller oder Bildhauer dem Klischee nach häufig als schrille Charaktere gelten, ist auch der 59-Jährigen bewusst. Sie jedoch zählt sich nicht zu dieser Gattung. "Doch, doch. Susanne hat ihre ganz eigene, etwas schräge Linie“, wirft ihr Mann mit einem Lächeln ein.

Mit Pinsel aufgetragen, mit dem Herzen gemalt.

Susanne Mischko ist eine Person, die über den Tellerrand hinausschaut und sich - neben ihrer Malerei - auch mit dem Großen und Ganzen, mit gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen auseinandersetzt. Etwa mit dem sich stetig ändernden Bild der Familie, mit der Veränderung des Menschen an sich. Viele ihrer Gedanken finden sich dann auf Leinwand wieder - mit Pinsel aufgetragen, mit dem Herzen gemalt.

Jene Stille in Verbindung mit der Wildnis des Nationalparks Bayerischer Wald war es auch, die Susanne Mischko vor mehr als 25 Jahren in ihren Bann gezogen hat. Ihr Mann wollte die Wurzeln seiner Vorfahren in Böhmen ausfindig machen, als Unterkunft wählte die Familie damals den „Pausnhof“ in St. Oswald - eine Empfehlung von Bekannten. Und bereits damals war die Künstlerin von der Natur rund um den Lusen begeistert.

"Das Optische war einfach gigantisch"

Mit andächtigem Unterton blickt sie zurück: "Das Optische war einfach gigantisch. Die Mondlandschaft des Lusens, diese Kahlheit im krassen Gegensatz zum Wachstum - das hat mich sehr beeindruckt."
Vor allem Wanderungen vorbei an der Glasarche und die Himmelsleiter hinauf zum Lusengipfel sind für sie zum regelmäßigen Quell der Inspiration geworden. Doch weit älter als ihre Leidenschaft für den Woid ist die Faszination für die Malerei.
Eine tief verwurzelte Begabung, die sich bereits in jungen Jahren zeigte. "Schon als Kind habe ich sehr, sehr gerne gemalt. Dieses Gen habe ich wohl von meiner Mutter geerbt, die vor allem im töpferischen Bereich aktiv war", versucht Susanne Mischko ihr Talent zu erklären.

Sie erinnert sich an eine schöne, unproblematische Kindheit im schwäbischen Heidenheim -  "mit vielen Freiheiten, ohne Krieg und Scheidung". Doch es gab auch Grenzen - vor allem, als es um die Berufswahl ging. "Eigentlich wollte ich freie Künstlerin werden. Doch meine Eltern haben gesagt, dass ich was G‘scheites machen soll. So bin ich schließlich Lehrerin für Kunst und Technik geworden." Ein Beruf, der lediglich Mittel zum Zweck war.