Vom Wald das Beste. – Nationalparkregion Bayerischer Wald
Vom Wald das Beste: Glück to go mit Heidi Heigl

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Vom Wald das Beste: Glück to go mit Heidi Heigl

Dampfig drückt die Luft an diesem heißen Sommertag auf das Ilztal nieder. Es duftet schwer nach Fluss und Grün - und so wie es ausschaut, hält der Himmel heute noch so manche Überraschung bereit. Keine Gründe für Heidi Heigl, nicht den ganzen Tag draußen zu verbringen.

Mit leichten Wanderschuhen, sportlicher Kleidung, Rucksack und blonden Locken zieht sie los. Der Ilzwanderweg wartet – und dazu viele Geschichten. Als Kind träumte sie von ihrem eigenen Blumenladen – heute bringt sie Menschen und Unternehmen zum Blühen.

Heidi Heigl ist zertifizierter Personal-und Businesscoach und geht dabei erfolgreich neue Wege – getreu ihrem Motto: "Individuell, intuitiv und persönlich".

Und zwar nicht innerhalb von vier Wänden, sondern überwiegend draußen, sommers wie winters.

Heidi Heigl ist ein Draußen-Mensch, von klein auf. "Als Kind habe ich schon gelernt, die Sprache der Natur zu verstehen und zu übersetzen", sagt sie. Die heute 51-Jährige ist in einem kleinen idyllischen Dorf nahe Viechtach auf einem Bauernhof aufgewachsen. Mit 13 Jahren stand sie an der Schwelle des Todes, hatte eine Lungenentzündung, die zu spät erkannt wurde. In einem so jungen Alter zu erkennen, dass das Leben schnell vorüber sein kann, hatte das Mädchen geprägt.

"Ich habe damals mein Testament gemacht, habe Lieder ausgewählt und den Ablauf der Beerdigungsfeier festgelegt", sagt sie. Die Lungenentzündung heilte ab, geblieben ist chronisches Asthma, wie es die Ärzte nennen. Für das bewegungsfreudige Mädchen eine enorme psychische Belastung. Bis irgendwann die Oma erkannte: "Das Mädel gehört raus unter die Leute!"

Das Mädel gehört raus unter die Leute

Heidi Heigls erster Jugendball, erste Verliebtheiten, das Rausdürfen – all das ließ sie ihre Leiden vergessen und half ihr dabei, alte Muster abzulegen und gesund zu werden.
Sie beschreibt sich selbst als kreativen Kopf, hat ein Auge für die Details und die Schönheit von Natur und Mensch in sich, wollte Fotografin werden oder einen eigenen Blumenladen eröffnen. Die Eltern hielten wenig von ihren Vorstellungen - "da verdienst nix, haben sie gesagt".

Noch im Jugendalter stellte ihr die Mutter eine Aussteuer zusammen. Für die Eltern war der Weg der Tochter klar: Ein solider Beruf, Heirat, Kinder, trautes Heim. Also ließ sich Heidi Heigl nochmal ausbremsen und beschritt den Weg der vermeintlichen Vernunft, machte eine kaufmännische Ausbildung zur Europa-Assistentin, fand gleich eine gute Stelle – und spürte von Anfang an, dass das nicht wirklich ihr Ding war. "Ich wollte nie in ein Büro", sagt sie. "Und dann hatte ich einen 35-Stunden-Job, der mir zwar Sicherheit gab, mich aber mehr und mehr unglücklich machte. Ich habe gespürt: Meine Talente liegen woanders."

Zehn Jahre lang blieb sie die Assistentin der Geschäftsleitung. "Ich war das Bindeglied zwischen den Mitarbeitern und der Geschäftsführung,", erinnert sich Heidi Heigl rückblickend.
Danach wechselte sie das Unternehmen und hatte dort für zehn weitere Jahre eine verantwortungsvolle Position inne.

Irgendwann gab ihr ihr Körper eindeutige Signale – sie lief Gefahr, im Burnout zu landen und wusste: "Jetzt muss ich etwas tun". Also begab sie sich in Therapie. Die Psychologin beantragte sofort über 100 Stunden.
Das schreckte die grundsätzlich lebensfreudige Frau zunächst ab. Eine so lange Zeit wieder in geschlossenen Räumen ihr Leben zu zerpflücken und sich gewissermaßen abhängig zu machen? Nichts für sie!

Jetzt muss ich etwas tun!

Darum beschloss sie, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Mit ihren Ängsten und vermeintlichen Schwächen, mit ihrem Antrieb und ihren Stärken. "Ich weiß zum Beispiel, dass ich keinen Orientierungssinn habe. Das hat mich lange gestört, ich hatte immer das Gefühl, alles können zu müssen", sagt sie. Bis sie einfach ihren Blickwinkel veränderte und die Schwäche als Stärke anerkannte: "Weil ich mich nie gleich an einem Ort zurecht fand, habe ich viele neue Wege entdeckt – und dadurch viele Menschen kennengelernt, die mich bereichert und weitergebracht haben. So ist das heute noch."

Alle Begegnungen in Heidi Heigls Leben - und waren sie auch noch so kurz - sind für sie Puzzleteile, die sich zu einem großen Ganzen zusammensetzen und das Bild der Persönlichkeit zeigen, die sie heute ist.

Vor neun Jahren zog sie schließlich ihre Konsequenzen. Sie nahm sich ein Jahr Auszeit und brach mit dem Rucksack zu einer abenteuerlichen Reise nach Australien und Neuseeland auf. Sie schlief unter freiem Sternenhimmel, ließ sich von einem alten Aborigine ein Känguru am Lagerfeuer zubereiten, schloss Bekanntschaften und Freundschaften, verinnerlichte Eindrücke - und spürte sich so sehr selbst wie noch nie zuvor in ihrem Leben.

"In diesem Jahr habe ich mein Urvertrauen zurückgewonnen", sagt Heidi Heigl. Nach ihrer Rückkehr war klar: So weitermachen wie vorher - das geht nicht mehr.

Durch eine glückliche Fügung und die richtigen Menschen zur richtigen Zeit kam sie zu "Technik für Kinder " und gründete 2010 das Unternehmen als Verein an der Technischen Hochschule Deggendorf mit.
Als Geschäftsführerin baute sie zunächst alleine, dann nach und nach mit ihrem Team eines der erfolgreichsten Nachwuchsprojekte für technische Nachwuchsförderung in Deutschland auf. Schon nach vier Jahren konnte das Zukunftsprojekt 17.000 Kinder für die Welt der Technik begeistern.

Das Prinzip: Pensionierte "Meister Eder", technische Azubis und Studenten bringen Kindern auf spielerische Art und Weise die Lust am Werken und Selbermachen nahe – in Schulen und professionell ausgestatteten Werkstätten. Es gelang ihr, das Ministerium zu überzeugen, 2,1 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfond locker zu machen – "eine gute Starthilfe", wie Heidi Heigl sagt, stets darauf bedacht, dass das Unternehmen auch ohne staatliche Hilfe zukunftsfähig auf festen Beinen stehen konnte.

Die wichtigsten Partner waren hier die Unternehmen, die erkannten, dass sie mit ihrer Unterstützung in die eigene Zukunft – Stichwort: Fachkräfte – investierten. Nach viereinhalb Jahren waren bereits mehr als 2.800 Partner am Start - und Heidi Heigl hatte zehn festangestellte Mitarbeiter sowie 400 Tutoren und Mentoren an Bord geholt.

"Jeder hat Talente - die wenigsten von uns leben sie aber"

"Ich habe mich an meine eigenen verschütteten Talente erinnert gefühlt", sagt Heidi Heigl heute. "In meiner vorherigen Arbeit war ich auch für Auszubildende verantwortlich und hatte ein gutes Gespür für die Belange von Jugendlichen. Jeder hat Talente – die wenigsten von uns leben sie aber, weil wir nicht mehr wissen, wo sie liegen."

Heute weiß sie auch: In der Kindheit werden die Weichen fürs Leben gestellt. Darum konnte sie in ihrem Projekt als Geschäftsführerin voll und ganz aufgehen. Es war sinnerfüllt. Da machte es ihr auch nichts aus, dass gerade in den Aufbaujahren die Arbeitswoche oft 80 Stunden zählte. 2015 waren die Strukturen des Projekts gefestigt, es stand auf festen Beinen. Ziel erreicht.

Ich bin spirituell, aber nicht esoterisch.

Eigentlich wollte Heidi Heigl jetzt wieder mit dem Rucksack losziehen, diesmal nach Indonesien. Ein gebrochener Knöchel machte ihr jedoch einen Strich durch die Rechnung – neun Monate lang bewegte sie sich ausschließlich humpelnd vorwärts. Ruhe war angesagt.

In dieser Zeit lernte Heidi Heigl das Leben neu zu schätzen. Sie intensivierte Freundschaften, die sie in der arbeitsreichen Zeit vernachlässigt hatte, genoss die kleinen Dinge und die Privilegien, die sie umgaben: ihre schöne Wohnung in Deggendorf, die Nächte unter freiem Sternenhimmel auf ihrer Terrasse, den Weitblick, die Zeit für sich selbst. Heidi Heigl begann, sich wieder verstärkt auf die Natur zu besinnen.

"Ich bin keine Baum-Umarmerin. Ich bin spirituell, aber nicht esoterisch", sagt sie. In ihrer Auszeit dachte sie viel über sich nach – über ihre Vergangenheit, ihren eigenen Weg und über die Frage, wohin sie ihr Weg nun führen würde. Warum nicht ihren reichhaltigen Erfahrungsschatz mit ihrer lebenslangen Liebe, der Natur, verbinden?

Nein, ihre Zeit in den großen Unternehmen bereut sie nicht. Dadurch kennt sie die Themen ihrer Kunden gut. Sie weiß, wie Unternehmen ticken. Sie versteht und spricht sowohl Business-Slang als auch die Sprache der Natur – dem aus ihrer Sicht erfolgreichsten Unternehmen aller Zeiten. Sie weiß, dass sich betriebliche Probleme lösen lassen.

"Beim Gehen geschieht etwas mit den Menschen"

Und dass sich oft mit kleinen Veränderungen Großes bewirken lässt: "Manches ist einfach und schnell umsetzbar, anderes braucht Zeit, um alte Gewohnheiten abzulegen." Wichtig ist ihr, dass der Nutzen nachhaltig ist.

Sie geht mit ihren Kunden nach draußen: "Beim Gehen geschieht etwas mit den Menschen", sagt sie.

Der Aufenthalt in der Natur lässt Status und Rolle verschwinden und erleichtert die Begegnung auf einer menschlichen Ebene. Die Weisheit und die Erfolgsrezepte der Natur sind eins zu eins auf das Leben und seine Herausforderungen übertragbar. Wohin Heidi Heigl ihre Kunden führt, richtet sie nach den Themen aus, die im Vordergrund stehen.

Mit Führungskräften steigt sie gern auf Berge – nur von oben ist der nötige Überblick möglich. Mit Teams sucht sie oft Plätze, an denen ein spielerischer Umgang mit der Natur möglich ist, um zum Beispiel ein gemeinsames "Woidwerk" zu kreieren - ein Kunstwerk aus natürlichen Materialien.

"Verbindende Erlebnisse und gemeinsames Erschaffen fördern ein besseres Miteinander", weiß Heidi Heigl aus Erfahrung. Manchmal ist die Nähe von Wasser hilfreich, damit gewisse Dinge in Fluss kommen, manchmal muss es eine Weggabelung sein, wenn es drum geht, die richtige Entscheidung zu treffen.

Nach einem Seminar oder Coaching überrascht sie ihre Kunden manchmal mit einem Fotobuch, in dem sie kostbare Augenblicke einfängt, um Erlebnisse, Erfahrungen, Erkenntnisse zu vertiefen und jederzeit abrufen zu können - aber auch, um einen Blick auf sich selbst in einem großen Ganzen zu bekommen.

Da war er bei Heidi Heigl genau richtig: Sie führte ihn mit Achtsamkeit durch die lebendige Vielfalt, zeigte ihm Pflanzen, machte ihn auf Vogelstimmen aufmerksam, wies ihn auf die moosigen Düfte hin und ließ ihn die Beschaffenheit der verschiedenen Baumrinden fühlen – und brachte ihn dadurch auch seiner eigenen Natur wieder nahe.

"Seitdem ist der Wald eine Bereicherung für ihn. Er sieht nicht mehr nur die Euroscheine in den Bäumen", sagt Heidi Heigl und freut sich noch immer über dessen Wandel. Und sie erinnert sich an den Manager, der mit nagelneuen Wanderschuhen und dünnen Business-Socken auf die Schachten wanderte. Nach diesem Tag waren zwar seine Zehennägel blau und grün – als Kunde ist er Heidi Heigl jedoch bis heute treu geblieben.

Verbindende Erlebnisse und gemeinsames Erschaffen fördern ein besseres Miteinander

Sie wundert das nicht. Sie weiß über die Wirkung der Natur. "Es ist so einfach. Die kleinen Wunder liegen vor der Haustüre", sagt sie. "Draußen kommt der Mensch automatisch in die Entschleunigung, der Blutdruck senkt sich, es werden Endorphine ausgeschüttet. Und der Kopf wird frei, wodurch neuer Platz für Kreativität entsteht."

Heidi Heigl kennt die Probleme aus dem Arbeitsleben und die Komplexität unserer schnelllebigen Zeit – den Kreislauf aus Schlaflosigkeit, Grübeleien, dem Nicht-mehr-runter-kommen, der fehlenden Sinnhaftigkeit und dem Verlust der Freude am täglichen Tun. "Urlaube und Wochenenden sind eben keine Lösung. Ein jeder von uns braucht täglich Momente und Orte, die gut tun, die uns ins Leben bringen – und manchmal einen Wegbegleiter, der wertvolle Impulse gibt."

Darum hat sie "GLÜCK TO GO®"  entwickelt, eine "AuszeitPLUS", von dem ihre Kunden noch daheim lange zehren, das sie ausbauen und verankern können. Dabei arbeitet Heidi Heigl mit "Wohlfühloasen" zusammen, die ihren Gästen "das besondere Special" anbieten, wie sie sagt. Kleine Refugien, Chalets und Hotels, private Pensionen.

Mutig den eigenen Weg zu gehen und auf die Stimme des Herzens zu hören, das lohnt sich immer

Im Herzen des Bayerischen Waldes können Gäste ihren Urlaub mit einem Erlebnis-Coaching kombinieren - ohne Uhr und Handy, dafür mit allen Sinnen das große Glück in kleinen Wundern entdecken und Lebensfreude, Leichtigkeit und Gesundheit mit nach Hause nehmen. Das eine Mal bricht sie mit ihren Kunden in die Natur auf, ein andermal startet die Tour im Nationalpark. Vom kompletten Unternehmen mit seinen einzelnen Abteilungen bis hin zum Einzel-Coaching begleitet Heidi Heigl Menschen, die nicht mehr so weitermachen wollen, wie bisher.

So vielfältig ihre intuitiven Ansätze sind - eine Erkenntnis bleibt immer gleich: "Ein Wir-Gefühl, Wertschätzung und ein gutes Arbeitsklima machen ein erfolgreiches Unternehmen aus. Mir geht das Herz auf, wenn die Nachhaltigkeit meiner Coachings sichtbar wird."

Mitarbeiter, die gerne zur Arbeit gehen, erbringen eine bessere Leistung, identifizieren sich mit dem Unternehmen und bauen dadurch eine stabile Brücke in die Zukunft. "Ich bin dankbar. Ich habe Fuß gefasst in meiner eigenen Berufung und bin mir selber treu geblieben. Mutig den eigenen Weg zu gehen und auf die Stimme des Herzens zu hören, das lohnt sich immer."

"Das größte Kompliment ist es für mich, wenn Kunden sich nach einem Jahr – manchmal noch länger – melden und begeistert erzählen, dass das Miteinander im Unternehmen seit unserem Coaching funktioniert. Oder wenn sie anrufen und erklären, dass sie privat ebenso profitiert haben wie beruflich. Als Mensch mit und für Menschen die Weichen für ein sinnerfülltes und erfolgreiches Leben und Arbeiten zu stellen – das erfüllt mich!"

Heidi Heigl schmunzelt und sie hält inne. Es wird Zeit für eine Brotzeit - und am Ufer der Ilz gibt es dafür genügend gute Gelegenheiten. Auf einem großen Stein am leise perlenden Wasser packt sie selbstgemachte Brote, frisches Obst und Gemüse aus. Sie erzählt von ihrem allerersten Kunden, einem Waldbesitzer, der von ihr wissen wollte, wie ein Wald aussehen kann, wenn man ihn nicht nur als Nutzfläche betrachtet.