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Josefine Ellerbeck und ihre ganz besondere Energie

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Josefine Ellerbeck und ihre ganz besondere Energie

Langdorf. Betritt man den Ferienhof Ellerbeck, direkt neben der Pfarrkirche St. Maria Magdalena in Langdorf (Landkreis Regen) gelegen, tut sich einem buchstäblich eine neue Welt auf. Schließt sich das große Eingangstor, bleibt der Alltag mit all seinen Sorgen und Problemen einfach draußen – und man taucht ein in ein körperliches wie seelisches Wohlfühl-Zentrum.

Im gemütlich-modernen Innenhof wird einem das häufig gezeichnete Bild vom "Urlaub auf dem Bauernhof" vermittelt. Inzwischen hat sich aber auch herumgesprochen, dass Bäuerin Josefine Ellerbeck eine, wie sie es nennt, "Gabe Gottes" besitzt - und mit einem unerschütterlichen Glauben an ein höheres Wesen bereits viele Menschen geheilt hat.

Richtig gehört. Was klingt wie eine frei erfundene, phantasiereiche Erzählung, die vor allem spiritistisch angehauchte sowie psychisch labilere Personen ansprechen dürfte, soll in Langdorf, idyllisch zwischen Regen und Zwiesel eingebettet, der Wirklichkeit entsprechen. Heilung durch Handauflegen - eine Geschichte, die man glauben kann oder nicht.

Eine Geschichte, die eng mit dem christlichen Glauben zusammenhängt. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei Josefine Ellerberck, die 63-jährige Bäuerin des Ferienhofs, ein. Wer nun denkt, das Drehbuch dieses Porträts sieht vor, dass die gebürtige Regensburgerin stets von einer mystischen, beinahe angsteinflößenden Aura umgeben wird, sieht sich getäuscht. Josefine Ellerbeck ist eine bescheidene, bodenständige, freundliche Frau. Typ: nette Großmutter.

Es ist so, wie es ist - und es ist gut so, wie es ist.

"Ja, ich kann einen Kontakt herstellen zur geistlichen Welt", unterstreicht sie. Die Worte kommen so einfach und gleichzeitig überzeugend daher, dass man sie ihr abkaufen muss - ob man will oder nicht. Josefine Ellerbeck berichtet von ihrer Gabe als wäre sie ein schlichter Teil ihrer Biographie, ein angeborenes Talent. Andere können besonders gut singen oder laufen - sie kann eben heilen, sagt sie. Es ist so, wie es ist - und es ist gut so, wie es ist. Denn sollte Josefine Ellerbeck tatsächlich heilen können, ist diese Fähigkeit bei ihr in den besten Händen. Die 63-Jährige ist ein empathischer, hilfsbereiter Mensch.

Das Wohlergehen ihres Umfeldes - der Mann, die Kinder, die Enkel sowie die jeweiligen Feriengäste - liegt ihr am Herzen. Sie hat sich mit ihrer Veranlagung abgefunden bzw. betrachtet sie als Aufgabe. Ihr ist bewusst, dass sich die Frage nach dem Warum nur schwer bis gar nicht beantworten lässt. Und dennoch versucht sie immer wieder, eine Antwort auf diese Frage zu finden.

"Alles Gute bringt etwas Schlechtes mit sich", stellt Josefine Ellerbeck in diesem Zusammenhang fest. Spricht sie von ihrer Kindheit, weiß man schnell, was sie mit diesen Worten meint. Kurz nach der Geburt wurde sie von ihrer leiblichen Mutter weggegeben und von einer Familie aus dem Bayerischen Wald adoptiert. Bei ihren neuen Eltern war sie das fünfte Rad am Wagen. "Meine Adoption war eine Trotzreaktion meiner Stiefmutter. Sie wollte noch ein Kind - mein Stiefvater nicht." Josefine Ellerbeck galt mehr als willkommene Arbeitskraft denn als kleines Mädchen, das aufgrund seiner Vorgeschichte viel Liebe benötigt hätte. Nestwärme blieb bei der neuen Familie aus - und auch der Kontakt zur leiblichen Verwandtschaft verkam im Laufe der Jahre zum nie enden wollenden Schmerz.

Kurz vor der Volljährigkeit machte sie ihre leibliche Mutter ausfindig. Sie erfuhr von ihr, dass sie noch jüngere Geschwister hat, obwohl ihre Mama eigentlich keine Kinder mehr haben wollte - und sie deshalb ja weggegeben wurde. Sie erfuhr, dass ihr richtiger Bruder und ihre richtige Schwester nicht aus Geschwisterliebe den Kontakt zu ihr suchten. Dinge, auf die sie nicht näher eingehen möchte.

Beim Rückblick auf diese Begegnungen versagt Josefine Ellerbeck die Stimme. Es fließen Tränen. Ihre Kindheit hat Wunden hinterlassen, die irgendwann in Vergessenheit geraten sind, jedoch nie vollständig ausheilen konnten.
"Mit diesem Kapitel in meinem Leben habe ich abgeschlossen. Ich hadere auch nicht mit meinem Schicksal, denn es hat mich ja hierher geführt."

Mit diesem Kapitel in meinem Leben habe ich abgeschlossen

Die zweifache Mutter, die ihre Kinder um sich geschart hat, meint damit ihr selbst erschaffenes Paradies im Herzen der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald. Gemeinsam mit ihrem Mann Michael, den sie 1976 heiratete, hat sie aus einem einfachen Bauernhof, wie es ihn im Woid zuhauf gibt, eine beachtliche Ferienanlage erschaffen.

Und das, obwohl sich Josefine Ellerbeck zunächst gegen den Tourismus gesträubt hatte. "Lieber wollte ich fünf Kühe mehr als Urlauber auf dem Hof", erinnert sie sich und schmunzelt ob der damaligen Auffassung. Denn inzwischen haben die Ellerbecks in unzähligen Arbeitsstunden und mittels großer Investitionen einen modernen Aufenthaltsort für Feriengäste kreiert.

Was mit einem schlichten Fremdenzimmer, wie es damals noch hieß, begann, hat sich im Laufe der Zeit zu sechs schicken Ferienwohnungen mit jeweils vier Betten gemausert. "Irgendwie hatten wir hier immer eine Baustelle", erzählt Josefine Ellerbeck rückblickend. "Wir haben uns stetig weiterentwickelt und hatten - zugegeben - auch das nötige Quäntchen Glück." So mussten die Ellerbecks eigenen Angaben zufolge nie Werbung machen, um die nötige Auslastung zu erreichen. Urlaub auf dem Bauernhof mit Familienanschluss - dieses Argument überzeugt seit jeher vor allem Familien aus Großstädten. Aus dem zweiten Standbein wurde so - neben der Landwirtschaft, die die Langdorfer demnächst aus gesundheitlichen Gründen endgültig aufgeben werden - die wichtigste Einnahmequelle.

Angesichts immer wiederkehrender hektischer Zeiten geriet Josefine Ellerbecks Gabe lange in Vergessenheit. Sie wusste, dass irgendetwas mit ihr nicht stimme. "Ich hatte irgendwie immer heiße Hände, die ich nie abkühlen konnte." In jungen Jahren suchte sie deshalb heimlich einen Arzt auf - sie dachte, sie sei schwer krank. "Doch der Doktor hat sich das auch nicht erklären können." In der Folge wurde sie stets dann hellhörig, wenn über Krankheiten in ihrem Umfeld gesprochen wurde. Sie wollte helfen. In ihr entwickelte sich der Drang, den Betroffenen ihre Hände aufzulegen - doch dafür wurde sie lediglich mit Hohn bedacht. "Irgendwann holen dich die Männer mit den weißen Turnschuhen ab – das haben's immer gesagt zu mir", erinnert sich Josefine Ellerbeck an die verächtlichen Reaktionen der Leute.

"Ich habe mich immer wieder gefragt: Warum tue ich nichts?"

Erst Kälbchen „Christian“ brachte den Stein endgültig ins Rollen. Das junge Tier galt als unheilbar krank, der Tierarzt empfahl die Einschläferung. "Ich wollte das nicht wahrhaben. Ich habe mich immer wieder gefragt: Warum tue ich nichts?", erzählt die 63-Jährige. Daraufhin legte sie täglich mehrmals dem Kälbchen die Hände auf - "und es ging ihm von da an jeden Tag besser". Seitdem sah sich Josefine Ellerbeck in ihrer Vermutung bestätigt, sie könne mit ihrer Gabe Gottes andere heilen.

Allmählich sprach sich jenes "Wunder" herum. Viele Kranke suchten die Langdorferin auf, in der Hoffnung, sie könne die körperlichen Leiden beseitigen. Und sie konnte es offenbar. So wie zum Beispiel beim Mann einer Freundin, der nach einem Schlaganfall auf der Intensivstation lag - und diese unter Mithilfe von Josefine Ellerbeck schneller als erwartet wieder verlassen konnte.

"Ich habe dann geträumt, dass ich genau unter der Ruine graben soll."

Eine große Rolle in ihrer Selbstfindung spielte dabei das Jahr 2006. Der sogenannte Jahrhundertwinter sorgte dafür, dass der alte Heustadl der Ellerbecks der Last der Schneemassen nicht gewachsen war - und zusammenbrach. "Ich habe dann geträumt, dass ich genau unter der Ruine graben soll." Josefine Ellerbeck wusste nicht, warum und wie tief. Doch sie hat es getan. Unter den misstrauischen Blicken der Langdorfer und auch teilweise der eigenen Familie hob sie ein vier Meter tiefes Loch aus. Immer wieder bekam sie, wie sie erzählt, gewisse Zeichen übersandt, wo überall noch Erde abgetragen werden sollte.
Nach der Fertigstellung überschwemmte schließlich ein Unwetter ihre mühevolle Handarbeit. "Ich habe nur noch geweint, geweint, geweint - ich war fix und fertig. Alle Anstrengungen waren vergebens."

Doch Josefine Ellerbeck sah sich getäuscht. Das Wasser versickerte - und zum Vorschein kamen "Wandmalereien", die sie erneut darin bekräftigten, übernatürliche Kräfte zu besitzen. Sie schüttete das Loch zu und errichtete genau darüber ihre spirituellen Räumlichkeiten, ein sogenannter Energieplatz. "Darin mache ich meine Anwendungen", berichtet sie. „Behandlung“ dürfe sie dazu nicht sagen, denn dies ist ein Begriff, den ausschließlich der Schulmedizin vorbehalten sei. Über die Sinnhaftigkeit dieser Heilmethoden will sie sich nicht auslassen. Das stünde ihr nicht zu. Doch der rege Andrang in ihrer "Praxis" - neben Einheimischen kommen auch viele Urlaubsgäste – würden ihre Annahme bestätigen, über eine „Gabe Gottes“ zu verfügen. Eine Gabe, die sie auch weiterhin sinnvoll einsetzen will.

Eine wichtige Rolle dabei spielt der Glaube. Und wie das Wort „Glaube“ einem bereits suggeriert, hält man Josefine Ellerbecks Vorstellungen für denkbar - oder eben nicht. "Ich gebe das weiter, was ich selber bekomme", betont sie und ergänzt: "Diejenigen, die zu mir kommen, müssen das Ganze auch annehmen und wahrhaben. Ansonsten ist meine Energie umsonst."

Leute, die für das Überirdische, das Metaphysische, empfänglich sind, dürften sich bei Josefine Ellerbeck gut aufgehoben fühlen. Ähnlich wie ein religiöser Mensch in Gott seinen Halt findet, scheint die Langdorferin mit ihrer Kraft – und dem Mitwirken des "Patienten" - gewisse körperliche und seelische Probleme aus der Welt schaffen zu können.

Den feinen Unterschied macht wohl einzig und allein der Glaube aus.