Vom Wald das Beste. – Nationalparkregion Bayerischer Wald
Vom Wald das Beste: Hartwig Löfflmann

Vom Wald das Beste

Vom Wald das Beste: Hartwig Löfflmann

Zwiesel/Frauenau. Naturschutz, Erholung, Umweltbildung, Regionalentwicklung - diese vier Themenfelder stellen die Aufgabenbereiche des Naturparks Bayerischer Wald dar. Vorsitzender des zwar namentlich bekannten, ansonsten aber eher im Hintergrund agierenden Vereins ist Regens Kreis- und Bezirksrat Heinrich Schmidt. Doch das Gesicht der Organisation hat zweifelsohne der seit 1993 amtierende Geschäftsführer Hartwig Löfflmann nachhaltig geprägt.

Der 55-Jährige lebt seinen Beruf, verkörpert den Naturschutzverein wie kein zweiter. Längst ist der Naturpark zu seinem Lebensinhalt geworden.

Sein Interesse für die Natur des Bayerwalds - allen voran für den Schutz von Flora und Fauna sowie die Entwicklung jenes Landstrichs - ist jedoch nicht die Folge eines überbordenden beruflichen Eifers. Die Ursprünge dieser Leidenschaft liegen vielmehr in seiner Kindheit: "Mein Vater war Pfadfinder. Auf seinen Erkundungstouren durch den Bayerischen Wald waren wir natürlich jedes Wochenende mit dabei", erinnert er sich. "Generell war die Natur ein gigantisches Spielzimmer für uns - ein Eldorado für Kinder."

"Die Natur war ein gigantisches Spielzimmer für uns - ein Eldorado für Kinder."

Löfflmann sagt diese Worte nicht, weil sie sich aus dem Mund eines Naturpark-Geschäftsführers schön anhören und Kraft seines Amtes von ihm verlangt werden. Die Aussagen kommen vielmehr von Herzen. Der aufgeschlossene Mann lebt gerne in der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald. Hier zu wohnen und zu arbeiten war für ihn seit jeher alternativlos. Vor allem die Gemeinde Frauenau hat es ihm angetan. Das Dörfliche, das Miteinander. Deshalb stand für ihn bereits in jungen Jahren fest, dass er sowohl beruflich als auch privat in der Nähe des Rachels bleiben möchte.

Gerade weil Hartwig Löfflmann sich so eng mit dem Woid verbunden fühlt, musste er nach erfolgreichem Forstwissenschaftsstudium etwas improvisieren. Auf den ersten Blick eine Enttäuschung - immerhin konnte er nicht seinem Traumberuf des Försters nachgehen. Auf den zweiten Blick ein Glücksfall - immerhin landete der Frauenauer so beim Naturpark Bayerischer Wald. "Im Nachhinein betrachtet ist alles so gekommen, wie es kommen musste. Es war auch kein Fehler, das Hobby zum Beruf zu machen. Und es war auch kein Fehler, meine Heimat niemals zu verlassen", sagt er heute.

Zwar wurde der Naturpark Bayerischer Wald e.V. bereits im Jahr 1967 gegründet. So richtig Fahrt nahm diese Initiative jedoch erst in den 90er Jahren auf - gerade aufgrund des Wirkens von Geschäftsführer Hartwig Löfflmann. "Ja, doch, wir haben schon einiges bewegt in den vergangenen Jahren. Unsere Wahrnehmung hat enorm zugenommen." Typisch waidlerisches Understatement: Löfflmann „bedeckt“ den Erfolg, der deutlich unter seiner Federführung zustande kam, mit dem bodenständigen Mantel der Wir-Form.

"Ja, doch, wir haben schon einiges bewegt in den vergangenen Jahren."

An vorderster Front war er es, der mit nimmermüdem Einsatz die Interessen der Organisation vertrat, zu deren Mitgliedern die Kommunen eines 278.000 Hektar großen Gebietes in Ostbayern zählen. Eine „24/7“-Woche stellt für den 55-Jährigen nicht die Ausnahme, sondern die Regel dar. Er macht es, weil er‘s gerne tut.

Die Zahlen sprechen dabei für sich. Längst nicht mehr präsentiert sich der Naturpark als Einrichtung, die etwa irgendwo im Wald Rastbänke und -tische für müde Wanderer aufstellt. Er hat sich vielmehr zu einer identitätsstiftenden Marke entwickelt, die sich insbesondere den Naturschutz auf die Fahnen geschrieben hat. In Zusammenarbeit mit den örtlichen Waldvereinen und Gemeinden kümmert sich der Naturpark um ein Wanderwegenetz mit einem Umfang von zirka 7.000 Kilometern.

Hinzu kommen Projekte wie Feuchtbiotope, die Vermarktungen von regionalen Erzeugnissen, Imagearbeiten sowie ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm. Eine wichtige Rolle nimmt außerdem das Naturparkhaus bei Zwiesel ein, ein Infozentrum sowie Verwaltungsgebäude zugleich.

"Doch das gehört dazu, das mache ich gerne."

Spricht Hartwig Löfflmann über seine Biographie, verbindet er wichtige private Ereignisse immer wieder mit Meilensteinen des Naturparks Bayerischer Wald. Der Verein hat sich - neben seinen drei Söhnen – zu einem weiteren „Kind“ des Frauenauers entwickelt, das einen gewichtigen Teil in seinem Leben einnimmt. „Es kommt schon mal vor, dass mich nach Feierabend irgendwer anruft und mich fragt, was er mit einem verletzten Vogel machen soll. Doch das gehört dazu, das mache ich gerne."

Danach gefragt, ob ihn die quasi nicht-vorhandene Trennung zwischen Berufs- und Privatleben störe, versucht er die offensichtlich engmaschige Verstrickung sogleich etwas zu beschwichtigen. "Ich bin einfach im Geschehen drin. Und es kommt doch besser an, wenn ich den Naturpark-Gedanken nicht nur propagiere, sondern ihn auch lebe. Ich bin froh, heimatnah im Einsatz sein zu dürfen - da ist die Motivation gleich etwas höher."

"Papa, hast du eigentlich nie Ferien?"

Selbst seine Familie habe sich mit dem Enthusiasmus des Vaters bzw. Ehemannes mittlerweile abgefunden. "Das Erstaunen ist immer wieder groß, wenn ich es schaffe, Urlaubsziele auszuwählen, die irgendetwas mit der Arbeit zu tun haben", berichtet Löfflmann und schmunzelt. "Dann heißt es immer wieder: Papa, hast Du eigentlich nie Ferien?"
Ihn aber nur auf den Naturpark zu reduzieren, würde dem 55-Jährigen nicht gerecht werden. Zwar zählt seine zweite Leidenschaft - neben der hiesigen Tier- und Pflanzenwelt - ebenso zur Kategorie „Heimatpflege“.

Diese unterscheidet sich aber nicht nur in der Lautstärke von ruhigen Wanderungen im Wald: Der Frauenauer ist Dirigent der Blaskapelle seines Heimatortes, spielt Akkordeon, Posaune und Bariton. "Das habe ich von meinem Großvater und Vater vererbt bekommen", erzählt er nicht ohne Stolz.

Wir sind sehr flexibel und innovativ

Mit nicht weniger Erhabenheit hat Hartwig Löfflmann den Bayerischen Wald in seiner Gesamtheit im Blick. "Wir haben uns selber aus dem Dreck gezogen - und können inzwischen einige Leuchtturmprojekte in unterschiedlichsten Bereichen vorweisen. Das Klischee, dass wir rückständig sind, ist längst überholt. Wir sind sehr flexibel und innovativ", bricht der Naturpark-Geschäftsführer eine Lanze für "seine" Waidler. Trotz aller positiven Einschätzungen sieht der Frauenauer jedoch auch noch ein gewisses Verbesserungspotenzial.

"Wir machen uns manchmal schlechter als wir sind. Diese falsche Bescheidenheit führt mitunter dazu, dass viele Landwirte zu vorsichtig sind, etwa wenn es um Förderungen geht, die ihnen eigentlich zustehen." Und schon ist er wieder in seinem Element, ist er wieder beim Naturpark und dessen Aufgabenbereichen. Immer wieder landet Hartwig Löfflmann bei seinem Spezialgebiet. So ist das nunmal bei Menschen, die für ihre Sache brennen.