Vom Wald das Beste. – Nationalparkregion Bayerischer Wald
Woid G'sichter: Tobias Zach

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Woid G'sichter: Tobias Zach

Kirchberg im Wald. Eigentlich ist er kein waschechter Waidler. Der Liebe wegen hat es Tobias Zach vor gut zehn Jahren von der Donau in den Woid verschlagen, erzählt er und lacht. Das Lebensgefühl der Menschen im Bayerischen Wald hat er aber längst verinnerlicht. Und er schafft es, eben dieses Lebensgefühl in wenige markante Worte und Bilder zu fassen - und auf T-Shirts zu drucken. Unter dem ebenso markanten Titel: „Woidstyle“.

„Wandergfui“ prangt auf einem Shirt, dahinter Bäume, Vögel. „StermvoiDreg“ steht auf einem anderen, daneben ein Radfahrer, dahinter Berge. Seit Ende 2020 verkauft Tobias Zach die selbst designten Shirts, Hoodies und Caps im eigenen Onlineshop. Dass er mal zum Textildesigner wird und sein eigenes Label „Woidstyle“ auf den Markt bringt, hat sich eher zufällig ergeben.

In seinem „normalen“ Leben ist der 36-Jährige ein ziemlich durchschnittlicher Typ: verheirateter Familienvater, Vollzeitjob als Betriebswirt, Eigenheim in Kirchberg im Wald. Eine kreative Ader steckt trotzdem in ihm: Bereits in seiner Jugend hat sich Tobias Zach für Graffitis begeistert. „Damals durfte man ja nirgends sprühen und die Dosen waren auch ziemlich teuer“, erinnert er sich. Deshalb waren es vor allem seine Lateinhefte, die er mit Bildideen vollkritzelte.

 

"Die ersten Graffitis habe ich dann auf Wände von alten Häusern gesprüht, die wenig später abgerissen wurden."

Beruflich schlägt er jedoch eine ganz andere Richtung ein: „Als gelernter Betriebswirt mache ich vor allem Kalkulationen“, sagt Tobias Zach. „Ein bodenständiger Job.“ Vielleicht war es ein Ausgleich zu dieser Tätigkeit, dass im Privatleben seine kreativen Hobbys eine immer größere Rolle eingenommen haben. „Woidstyle ist nicht nur ein Nebengewerbe, sondern Leidenschaft“, betont er.

 

Die Leidenschaft für Graffiti erwacht zu neuem Leben, als er vor vier Jahren sein Haus baut. „Wir haben überlegt, was wir mit der Wand in der Garage machen.“ Statt sie zu verkleiden oder einfarbig zu streichen, holt Tobias seine Spraydosen aus dem Keller. Es entstehen mehrere Graffitis. Darunter ein riesiges, etwa dreimal zwei Meter großes Bild seiner drei Töchter.

"Da durfte ich mich austoben, konnte machen, was ich will."

Drei Wochen lang arbeitet er am Portrait seiner Mädls, verbringt seine Feierabende und Wochenenden in der Garage. Von einer Fotovorlage malt er zunächst die Konturen Freihand auf die Garagenwand. Dann sprüht er das Graffiti. Ein Kunstwerk entsteht, das im Dorf nicht unbemerkt bleibt. Und bald folgen erste offizielle Arbeitsaufträge.

Die Gemeinde fragt bei ihm an, ob er nicht die Trafohäuschen in Kirchberg bunt gestalten könne. Und Tobias Zach legt los: Besprüht sie mit einer Biene, tanzenden Trachtlern oder Buntstiften passend zur nahegelegenen Schule. „Die Motive habe ich mir teilweise selbst ausgedacht oder es gab Wünsche von den Auftraggebern“, erzählt Zach. Denn es bleibt nicht bei Trafohäuschen - auch andere wollen bunte Wände.

"Im Winter, als ich nicht sprühen konnte, kam die Überlegung: Zeichnen kann man doch auch am Computer."

 

Bald sitzt er nicht mehr nur am Schreibtisch, um seine Arbeit als Betriebswirt zu erledigen. Es ergeben sich nach und nach die unterschiedlichsten Aufträge im Design-Bereich: Tobias Zach entwirft Logos und Schilder für Firmen. Macht Webdesign. Entwirft Autofolierungen.

Er kauft sich einen professionellen Großformatplotter, richtet im Keller eine Werkstatt ein. Hier kann er die Designs, die er am PC erstellt, auf spezielle Folien drucken, um damit Autos zu bekleben sowie Schaufenster, Schilder und Wände.

Und immer öfter bedruckt Tobias Zach T-Shirts und Pullis mit Firmenlogos oder Werbesprüchen. „Daraus entstand irgendwann die Idee, dass man auch andere Sachen auf T-Shirts drucken könnte“, erinnert er sich. Freunde hätten immer wieder mal nachgefragt, ob er ihnen was bedrucken könne. „In einer kleinen Auflage rentiert sich sowas aber nicht“, weiß der Betriebswirt. Deshalb entsteht die Idee, eigene Styles zu entwerfen, Kleidung damit zu bedrucken und in einem Onlineshop anzubieten.

Alles, was Tobias Zach auf seine Shirts, Pullover und Kappen druckt, hat einen bestimmten Stil: Den Woidstyle. „Beim Graffiti gibt’s verschiedene Richtungen, verschiedene Styles“, erklärt der 36-Järhige. „Zum Beispiel den Wildstyle."

Als mich immer mehr Leute gefragt haben, wie sich meine Richtung nennt, habe ich geantwortet: "Das ist eben der WOIDstyle."

 

Den Woidstyle mache aus, dass er Kreatives, das man normalerweise nur aus der Großstadt kennt, in den Woid  bringt. Zugleich kombiniert der Woidstyle das Kreative mit dem Lebensgefühl der Menschen in der Ferienregion Nationalpark Bayerischen Wald. Tobias Zach wandert selbst gerne auf die Gipfel des Bayerwaldes oder macht sie mit dem Fahrrad unsicher. „Wandern, Natur, Biken: All das findet sich in meinen Grafiken wieder.“

 

Der Onlineshop sei vom ersten Tag an gut gelaufen, freut sich der Kirchberger. „Mittlerweile haben wir nicht nur Kunden aus der Region: Aus Frankfurt zum Beispiel bestellen Leute unsere T-Shirts“, stellt er nicht ohne Stolz fest. „Ich weiß gar nicht, ob sie überhaupt verstehen, was da draufsteht.“

Gutes Geschäft bedeutet aber auch viel Arbeit, die Tobias Zach nach Feierabend erledigen muss. Das funktioniert nur, weil seine Frau Katja ihn unterstützt. Sie ist es, die die Folien entgittert, nachdem sie aus dem Plotter kommen. Das heißt, sie entfernt mit der Pinzette diejenigen Teile der Folie, die der Plotter ausgeschnitten hat, und druckt anschließend das entstandene Bild mit Hilfe einer so genannten Transferpresse auf die Kleidungsstücke. „Mit einem Bügeleisen würde es theoretisch auch gehen“, erklärt Katja Zach. „Aber das würde nicht lange halten, weil der Druck der Presse fehlt.“

 

Auch sie hat Spaß am Textildesign gefunden: „Ich habe früher genäht und habe damals bereits mit dem Textildruck angefangen.“ Auch beim Gestalten der Designs darf sie ein Wörtchen mitreden. In Sachen Arbeitsbelastung müssen sich die beiden aber immer gegenseitig a bissal einbremsen, gesteht die gelernte Erzieherin. Denn schließlich sind da auch noch ihre drei Töchter im Alter zwischen vier und elf Jahren, die etwas mit ihnen unternehmen wollen. „Das Tolle an der Arbeit ist, dass ich so flexibel bin und sie dann erledigen kann, wenn es gerade reinpasst“, berichtet Katja.

Mundpropaganda hat Tobias Zach und seinen Woidstyle in der Region bekannt gemacht. „Die Leute wissen, wer dahintersteckt.“ So erklärt er sich, warum aus Graffiti-Kunstwerken in der eigenen Garage mittlerweile ein gut funktionierender Nebenerwerb geworden ist. Woidstyle eben.

Hier geht´s zum ausführlichen Interview auf unserem Youtube-Kanal!

 

Erste Impressionen für alle Interessierten hier in der nachfolgenden Kurzversion. Viel Spaß beim Anschauen!