Brauchtum
Bräuche sind den "Waidlern" genauso wichtig wie ihr Bier und der Waidler-Dialekt!
Übers ganze Jahr werden in der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald althergebrachte Bräuche als Ausdruck der Tradition mit sehr viel Herzblut gelebt.
"Die müssen verrückt sein, die Bayern!" denk sich so mancher Urlauber, wenn er sieht wie sich Einheimische freiwillig mit Wasser abschütten lassen oder Jugendliche zu Ostern mit viel Lärm durch die Straßen ziehen und dafür sogar noch eine kleine Aufmerksamkeit erhalten! Für die Waidler ist es allerdings Ehrensache und selbstverständlich die altüberlieferten Bräuchte und Traditionen weiterleben zu lassen.
Vom Brauchtum das Beste.
Damit du im nächsten Urlaub genau weißt, was der "Wolf" vor der Haustür deiner Unterkunft möchte, haben wir einen Brauchtum-Jahreskalender mit kurzen Erklärungen zusammengestellt. Die genauen Termine zu den einzelnen Brauchtumsveranstaltungen findest du in unserem Veranstaltungskalender.
Rauhnächte
Zwischen 21.12. und 06.01. sind sog. "Rauhnächte", an denen das Geisterreich offen steht - Seelen, Geister und Dämonen haben Ausgang und können zur "Wilden Jagd" aufbrechen. Auch Wahrsagungen und sprechende Tiere gehören zu den Sagen und Legenden der Rauhnächte wie besondere Regeln zur Ordnung und Umsicht.
Tipp: 30.12. Rauhnachtstreiben in Bayerisch Eisenstein und 05.01. Koishüttler Lousnacht in Neuschönau
Oster-Bräuche
Palmbuschen
Am Sonntag vor Ostern, werden gebundene Palmbuschen (anstatt Palmwedel werden "Palmkätzchen" verwendet) in einem festlichen Gottesdienst samt Prozession geweiht, welche übers Jahr den Herrgottswinkel schmücken und somit Haus und Hof vor Unheil schüzten.
Emmaus-Gang
In Erinnerung an den Gang der Jünger nach Emmaus, denen sich Jesus unerkannt anschloss, werden Spaziergänge oder kleine Wanderungen veranstaltet.
Tipp: Emmaus-Gang in Zwiesel
Karfreitagsratschen
Von Gründonnerstag bis zur Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag ziehen "Ratscherbuam/-mädls" durch die Ortschaften und rufen die Gläubigen zur Kirche oder zum Gebet, da in dieser Zeit die Kirchenglocken schweigen. Dabei verwenden sie sog. "Ratschen" und sprechen Verse.
Geweihtes Osterkörbchen
Gefüllte Osterkörbchen mit bunt gefärbten Eiern, Brot, Salz, gebackenem Osterlamm und oftmals geräuchertem Fleisch werden im Zuge der Osternacht in der Kirche geweiht und beim anschließendem Osterfrühstück meist verzehrt. Besondere Bedeutung haben die sog. "Antlass- oder Gründonnerstagseier". Eier welche am Gründonnerstag gelegt wurden, wehren Unheil ab und spenden Kraft.
"Oapecka"
Ein uralter Osterbrauch, welcher von Jung bis Alt noch heute liebend gerne gepflegt und wie eine Art Wettbewerb ausgetragen wird. Jeder hält dabei ein hart gekochtes Osterei in der Hand und versucht damit das Ei des anderen zu zerschlagen. Wichtig dabei ist: "Spitz auf Spitz - Arsch auf Arsch". Dies geht reihum und wessen Ei am Schluss noch unversehrt ist gilt als Sieger.
Sternsingen
Die Heiligen Drei Könige ziehen von Haus zu Haus und verkünden die Frohe Botschaft des Weihnachts-Evangeliums. Jedes Haus wird mit "C+M+B" (Christus Mansionem Benedicat = Christus segne dieses Haus) und geweihter Kreide sowie Weihrauch gesegnet. Meist erhalten die Sternsinger kleine Spenden für gute Zwecke und Süßgkeiten.
Maibaum
Maibaum stehlen
Sobald der Maibum umgelegt wurde steigt die Aufregung, denn hier gilt es den Maibaum des Nachbarortes heimlich zu stehlen, gleichzeitig nicht erwischt zu werden und diesen dann bis zum 01.05. so zu bewachen, damit dieser nicht "rückgestohlen" werden kann. Danach wird eine Auslöse verhandelt, die meist aus Brotzeit und Bier besteht. Findet keine Auslöse statt, wird dieser Maibaum als "Schandbaum" aufgestellt.
Maibaum aufstellen
Der Maibaum, ein Symbol der Fruchtbarkeit, wird am 01.05. unter bestimmten Befehlen allein mit Muskelkraft und Schwaiberl am Dorfplatz aufgestellt. Sobald der Maibaum steht und verankert ist, beginnt der gesellschaftliche Teil.
Kirchweih (Kirta)
Gefeiert wird die Kirchweihe des Kirchengebäudes. Da die Feierlichkeiten früher um das Patronatsfest überhand nahm, wurde 1866 die traditionelle "Dorfkirchweih" auf den dritten Sonntag im Oktober als "Allerweltskirta" festgelegt. Die Kirchweih dauerte früher von Donnerstag bzw. Freitag bis Montag oder gerne auch mal Dienstag, ganz nach dem Spruch "A gscheida Kirta, dauert bis Irta (= Dienstag)".
Heute konzentriert sich der Kirta überwiegend auf den Kirchweihsonntag und Kirchweihmontag. Viele Betriebe und Behörden pflegen den alten Brauch und laden die Beschäftigten zur "Kirchweihmontagsgans" ins Wirtshaus ein.
Fasching (eingraben)
Die fünfte Jahreszeit "Fasching" wird in jeder Ortschaft in der Ferienregion gefeiert. Überall finden entweder Faschingsbälle oder Faschingsumzüge statt.
Das traditionelle "Fasching-Eigrobn" findet allerdings nur noch vereinzelt bis selten statt. Hier versammelt man sich in Wirtshäusern und hält nach dem Fasching-Begräbnis einen Leichenschmaus ab.
Tipp: Faschingsumzug Schönberg
Wasservögel-singen
Die „Wasservögel“ (Burschen in wetterfester Kleidung) ziehen am Pfingstsonntag von Haus zu Haus und werden aus Fenster und von Balkonen mit Wasser begossen. Auf die Hausbewohner bezogen singen die „Wasservögel“ Lobstrophen aber auch Neckereien und bekommen als Dank eine kleine Aufmerksamkeit. Wenn das ganze Dorf abgesungen ist, werden dann meist im Wirtshaus die Kleider getrocknet und die Gaben verteilt.
Wolf-austreiben
Jugendliche maschieren, ausgestattet mit Kuhglocken und "Goaßl", am Abend vor Martini (11.11.) mit tosendem Lärm von Haus zu Haus. Dieser Brauch stammt aus der Hirtenzeit um durch den Lärm Raubtiere von der Weide oder Bauernhof fern zu halten. In früheren Zeiten war man sehr abergläubisch, weswegen dem Brauch auch die Macht der Dämonenabwehr nachsagt.
Historische Feste
Pandurenfest Spiegelau
Im Zuge des österreichischen Erbfolgekriegs (1740-1748) versetzte Pandurenobrist Franzsikus Freiherr von der Trenck die Waldbauern und Glasmacher des Bayerischen Waldes in Angst und Schrecken. Da aus der Geschichte gelernt werden soll, findet im zweijährigen Turnus als Erinnerung das Pandurenfest in Spiegelau statt.
Heimatfest Mauth
Eine Reise in die Vergangenheit findet alle drei Jahre in Mauth statt. Über 200 Einheimische in historischen Gewändern stellen die Gründung und das Leben um 1699 dar. Mit viel Leidenschaft und Liebe zum Detail veranstalten die "Waidler", ein ganzes Wochenende lang, eines der ältesten Brauchtumsfeste im Bayerischen Wald.