Vom Wald das Beste. – Nationalparkregion Bayerischer Wald
Vom Wald das Beste: Hajo Blach und sein künstlerischer Woid

Vom Wald das Beste

Vom Wald das Beste: Hajo Blach und sein künstlerischer Woid

Landauf, landab eilt vielen Künstlern der Ruf voraus, etwas anders zu sein als der "normale" Rest. Ihr Alleinstellungsmerkmal ist meist nicht nur ihr musikalisches oder künstlerisches Talent, sondern auch ihre besondere Art - böse Zungen sprechen oftmals von "komischen Vögeln". Hans-Joachim (kurz Hajo) Blach aus Waldhäuser (Gemeinde Neuschönau) kennt diese Klischees. Und er wehrt sich nicht gegen diese Vorurteile. Im Gegenteil. "Etwas eigen zu sein ist eine Grundvoraussetzung. Ich lasse mich nicht verbiegen, was aber keinesfalls arrogant klingen soll."

Evi Blach, seit mehr als vier Jahrzehnten mit dem 73-Jährigen verheiratet, bestätigt die Worte ihres Ehemanns. "Ja, er ist ein eigener Typ. Aber zugleich sehr, sehr gutmütig." Währenddessen sitzt Hajo Blach gemütlich in einem etwas altmodischen Sessel - auf seinem "Fleggal", wie Evi Blach betont. Die gemütliche Wohnecke befindet sich inmitten des Ateliers des gebürtigen Spiegelauers. Familie Blach lebt sit rund 40 Jahren im "Denk-Haus" in Waldhäuser am Fuße des Lusens. Etliche Pinsel, volle und leere Farbtuben sowie fast schon unzählbar viele fertige Kunstwerke zeugen davon, dass Hajo Blach seine Leidenschaft lebt und ein fleißiger Künstler ist.

Hauptmotiv ist meist die Landschaft rund um Waldhäuser: Der Bayerische Wald an sich, die unberührte Natur des Nationalparks, der Lusen mit seinem markanten Gipfel. Den Künstler reizt aber auch das Fremde, andere Kulturen und Landstriche. So hat er bereits Berge, Wiesen und Täler in Frankreich oder Ägypten auf Leinwand gebannt. Was alle Bilder eint? "Ich brauche faktisch nur fünf verschiedene Farben - die wichtigste ist blau", erklärt Hajo Blach, der wegen seiner Vorliebe unter Kollegen auch "der Blaue" genannt wird.

"Ich sehe die Landschaft, höre auf mein Gefühl"
 

Etwas, das Hajo Blach beim Malen auszeichnet, ist seine enorme Schnelligkeit, wie er selbst bekräftigt. Hat er eine Idee, muss diese umgehend umgesetzt werden. So will er es. "Ich sehe die Landschaft, höre auf mein Gefühl - und dann lege ich einfach los. Alles, was ich mache, geschieht aus dem Bauch heraus. Ich bin sehr impulsiv", beschreibt sich der Künstler selbst. Beobachtet man den 73-Jährigen während des Gesprächs, bleibt einem nichts anderes übrig, als diese Worte zu glauben. Neben der Impulsivität kann man ihm auch eine gewisse Fahrigkeit unterstellen. Beweis dafür ist sein ständiger Griff nach Zigaretten ("eine ganz besondere Marke"). Es vergeht gefühlt keine Sekunde, in der sich Hajo Blach nicht einen Glimmstängel in den Mund steckt. Darüber hinaus bestätigt die dauernde Verwendung des Wortes "faktisch" die vorher genannten Eindrücke. Künstler sind "komische Vögel".

Künstler strotzen aber auch gerade so vor Kreativität - eine Gabe Gottes, die auch Hajo Blach nicht abstreiten kann. Seine Phantasie zeigt sich nicht nur in seinen Bildern, sondern auch in seiner Biographie. Geboren in Spiegelau - die dort ansässige Glasindustrie ist auch in der Familie fest verankert - wächst er im Lebensmittelgeschäft auf, das zunächst seine Großeltern und später seine Eltern betreiben. Schon kurz darauf siedeln die Blachs nach Grafenau um und eröffnen dort ein Modegeschäft, das noch heute am Rande des Stadtparks die neusten Trends unter die Waidler bringt.

Irgendwie war von Anfang an klar, dass er in diese unternehmerischen Fußstapfen treten wird. Das Geschäft mit Bekleidung - einerseits schwierig, denn Hajo Blach muss sich schließlich auch mit dem betriebswirtschaftlichen Teil beschäftigen. Andererseits auch maßgeschneidert - immerhin darf sich der junge Mann mit Mode, also dem künstlerischen Umgang mit Stoffen beschäftigen. Bevor es allerdings soweit gekommen ist, besuchte der heute 73-Jährige das Internat in Fürstenstein, machte Abitur in Deggendorf und diente bei der Bundeswehr. Teilweise keine einfachen Zeiten, doch Hajo Blach meisterte diese auf seine ganz eigene Art und Weise, wie sollte es auch anders sein. "Irgendwie habe ich es faktisch immer geschafft, gut davon zu kommen. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich immer für die Scheißarbeiten freiwillig gemeldet habe - und mir so Respekt verdient habe", erklärt er und lacht herzlich. Die Zigarette glüht.

Immer anders gedacht als die anderen
 

Der Waldhäuserer hat eben immer anders gedacht als die anderen. Er hat stets seinen eigenen Kopf durchgesetzt. Ohne gravierendere Folgen. Ein (Überlebens)Künstler. Erstmals aufmerksam auf seine malerische Ader wurde er während des Kunstunterrichtes. Ohne größere Probleme hatte er in der Schule eigenen Aussagen zufolge ein Plakat von Vincent van Gogh nachgemalt. "Von da an war der Kunstlehrer in mich vernarrt", erinnert sich Blach - und steckt sich eine weitere Zigarette an. Fast schon logisch, dass er deshalb auch die Kunstakademie in München besuchen wollte. Der Waidler wurde aber jedoch abgelehnt. Damals eine schallende Ohrfeige, im Rückblick ein großes Glück.

"So konnte ich meinen ganz eigenen Stil wahren", erklärt er - und fügt sogleich hinzu: "Nicht ein akademischer Titel ist wichtig, sondern die Kunst." Deshalb habe er auch keine Vorbilder - auch wenn früher, in der unmittelbaren Nachbarschaft, der bekannte Bildhauer, Maler und Grafiker Heinz Theuerjahr wohnte, den Hajo Blach zu seinen Freunden zählte. Genauso lässt sich der Waldhäuserer auch keiner Kunstgattung zuordnen, davon ist er überzeugt. "Ich bin faktisch einer der einzigen Woid-Künstler", sagt er nicht ohne Stolz - und raucht gemächlich weiter. Generell sieht er die Kunst als eine sehr subjektive Sache an. "Den einen gefällt jenes, den anderen dieses." Blach ist erst mit einem Werk zufrieden, wenn er selbst sagen kann: "Des gfoid ma". Die Meinung anderer, auch die von Kunstkennern, ist nebensächlich, fast schon egal. Kunst sei für ihn kompromisslos.

Kunst ist kompromisslos


"Hätte ich mich den Vorstellungen vieler Freunde, Bekannter und potenzieller Kunden angepasst, hätte ich sicher mit meinen Werken mehr Geld verdienen können", antwortet Hajo Blach auf die Frage, ob denn Künstler - so wie es das Klischee besagt - erst posthum reich und berühmt werden. "Dass ich aber ein eigener Kopf bin, brauche ich nicht nochmal zu erklären. Ich will mich nicht einspannen lassen. Ich will nicht den Deppen spielen", betont der vierfache Familienvater - und verdeutlicht dabei, dass er die einfache, direkte Sprache besonders liebt. Das Malen - die Kür. Der Betrieb in Grafenau - die Pflicht. Wobei sich beides auch wunderbar vereinen ließ. Immer wieder machte sich Hajo Blach auf nach Paris, um aktuelle Modetrends aufzuschnappen, gleichzeitig aber auch, um dortige Kunstmuseen zu besuchen - und für Beruf und Leidenschaft neue Ideen mit nach Hause zu bringen.

Trotz aller äußeren Einflüsse ist der gebürtige Spiegelauer aber immer wieder bei seinen Ursprüngen gelandet: der atemberaubenden Landschaft des Bayerischen Waldes. "Trotz der vielen Jahre hier in Waldhäuser sehe ich noch immer die Schönheit der Gegend. Viele wissen gar nicht mehr, welch einzigartige Heimat wir haben", bricht der 73-Jährige eine Lanze für das Gebiet um Rachel und Lusen. "Die Landschaft ist so atemberaubend, dass man jeden Tag neue, noch schönere Dinge entdecken kann - man muss einfach nur genau hinschauen."