Vom Wald das Beste. – Nationalparkregion Bayerischer Wald
WoidG'sichter - Sophia und Florian Braumandl

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WoidG'sichter - Sophia und Florian Braumandl

Waldhäuser. Einmal vor Kameras stehen. Einmal im Rampenlicht sein. Einmal als Star gefeiert werden. Das ist der Traum, den viele Kinder und Jugendliche haben - der in vielen Fällen aber unerfüllt bleibt. Nicht so bei Sophia (10) und Florian (14) Braumandl.

Die beiden Teenager aus Waldhäuser (Gmd. Neuschönau) haben bereits vor drei Jahren in einem Film mitgewirkt, der ab November in den Kinos der Region zu sehen sein wird. "Lene und die Geister des Waldes" heißt das Werk von Regisseur Dieter Schumann, das ausschließlich in der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald spielt.

Im Sommer und Herbst 2018 erlebten Sophia und Florian Braumandl das größte Abenteuer ihres bisherigen, zugegebenermaßen noch recht kurzen Lebens. Lange Streifzüge durch die hiesigen Wälder sind für das Geschwisterpaar an sich ja nicht außergewöhnlich. Immerhin wohnt es direkt neben dem ältesten Nationalpark Deutschlands. Und dennoch war der Aufenthalt an der frischen Luft, in der Natur des Bayerwaldes, etwas Besonderes. Was vor allem an den Begleitern lag: Denn nicht nur ihre Freunde aus dem kleinen Dörfchen Waldhäuser waren mit dabei, sondern auch Gleichaltrige aus Mecklenburg-Vorpommern sowie ein sechsköpfiges Kamerateam mit Regisseur Dieter Schumann an der Spitze.

Dieser hatte sich mit dem Vorhaben, einen Film über die letzten magischen Wälder Europas, auf die Suche nach einem passenden Drehort gemacht. Er sah sich deshalb in der Schweiz um, in Russland sowie in Norditalien. Und auch im Bayerischen Wald, genauer gesagt in dem seit über 50 Jahren dazugehörigen Schutzgebiet.

"Mir hat vor allem gefallen, dass in diesem Nationalpark so viel für Familien gemacht wird",

blickt der 68-Jährige zurück. Zur ursprünglichen Themenidee kam deshalb der kinderfreundliche Aspekt noch hinzu. Da er selber Großvater ist und erkannt hat, dass es "Nachholbedarf gibt, weil nur noch wenige Kinder direkt mit Natur und Wald in Berührung kommen". Aber auch, weil er für sein Projekt die Kinderfilmförderung des Bundes bekommen hat und deshalb die so schwierige Finanzierung solcher Vorhaben gesichert war.

Und so erzählt Schumann die Geschichte von Lene, einer Siebenjährigen aus Mecklenburg-Vorpommern, die mit ihren Eltern im zunächst als langweilig abgestempelten Bayerischen Wald Urlaub machen muss. (Bild Lene auf Baumstamm) Nach und nach erkennt sie aber, dass Flora und Fauna der Region rund um den Lusen ein überdimensionaler Abenteuerspielplatz ist, auf dessen Areal sich ein Erlebnis dem anderen anschließt. Da Woid wird dabei nicht nur als reale Landschaft dargestellt, sondern auch von seiner mystischen Seite beleuchtet. Eine interessante Mixtur, die Filmemacher Schumann sofort begeistert hat - und noch heute in ihren Bann zieht.

"Ich habe es bisher keine Sekunde lang bereut, hier zu drehen", betont er. "Zum einen wegen der atemberaubenden Landschaft. Zum anderen wegen der innigen Verbundenheit der Menschen mit der Natur."

Genau hier kommen Sophia und Florian Braumandl ins Spiel. Dieter Schumann logierte während seiner Erkundungstour durch die "letzten magischen Wälder Europas" im Draxlerhof in Waldhäuser, den die Großmutter des Geschwisterpaares betreibt.

Als er die beiden Kinder wie selbstverständlich in und mit der Natur spielen sah, fügte sich in seinem Kopf ein Puzzleteil zum anderen. "Lene und die Geister des Waldes" war somit auf den Weg gebracht. Zumindest in seiner Vorstellungskraft. "Ein Kinofilm braucht eine sehr lange Vorlaufzeit", erklärt er dazu und verdeutlicht, dass er sich seit 2015 intensiv mit diesem Werk beschäftigt. Nach einer langen Phase der Konzeption folgten 45 Drehtage. 130 Stunden Material entstanden dabei. Es folgte ein dreiviertel Jahr Nacharbeit - allein der Schnitt nahm sechs Monate in Anspruch.

Bei all den Mühen war es Schumann wichtig, verlässliche Partner vor Ort zu haben. Die Nationalparkverwaltung zählte seinen Aussagen zufolge zweifelsohne dazu.

Park-Sprecher Gregor Wolf bestätigt:

"In diesem Film geht es genau um das, was wir im Rahmen der Umweltbildung zu vermitteln versuchen. Den Kindern soll die Natur näher gebracht werden. Deshalb haben wir sofort unsere Unterstützung bei den Dreharbeiten zugesagt."

So gehörten die Ranger Kristin Biebl und Günter Sellmayr praktisch zum Drehteam, sodass einer logistischen Unterstützung von Vorneherein nichts im Wege stand. Ein offizieller Kooperationsvertrag wurde zudem unterzeichnet, um sich gegenseitig PR-Hilfe zuzusichern. "Es war sehr interessant zu beobachten, was passiert, wenn Kindergruppen aus unterschiedlichen Regionen aufeinandertreffen", blick Wolf zurück. "Wir sind fasziniert davon, was dabei heraus gekommen ist."

Rangerin Kristin Biebl

Vinzenz und Florian als Steinhasen

Denn Sophia und Florian Braumandl, deren Freunde aus Waldhäuser sowie die Jungschauspieler aus Mecklenburg-Vorpommern haben ganze Arbeit geleistet. Weil sie sind, wie sie sind. Es gab nämlich kein detailliertes Drehbuch inklusive Sprechrollen. Der Film ist eher dokumentarisch aufgebaut, die Schauspieler sind ausschließlich Laien. Dieter Schumann und sein Team waren in der Beobachterrolle, sie ließen ihre „Stars“ vor der Linse einfach machen. "Das ist einerseits sehr interessant, weil sich Kinder nicht verstellen können. Andererseits aber auch schwieriger, weil die Emotionalität eine deutlich größere Rolle spielt als bei erwachsenen Schauspielern. Stimmungsschwankungen und Gruppendynamiken waren schwer zu managen, aber auch sehr interessant zu beobachten."

Florian Braumandl erklärt das Ganze in etwas einfacherer Sprache:

"Es war schon sehr aufregend alles, auch wenn wir nur wandern gegangen sind. Dass Filmemachen so lange dauert, wussten wir nicht - das war ab und zu etwas nervig."

Und seine Schwester Sophie ergänzt: "Trotzdem haben wir unser Bestes gegeben. Nur an einem Tag konnte ich nicht mitgehen, denn da war ich krank." Deutlich nervöser als während der Dreharbeiten waren die Braumandl-Kinder, als sie den Film exlusiv vor der breiten Öffentlichkeit anschauen durften.

"Jedes Mal, wenn ich zu sehen war, habe ich Mama bei der Hand genommen und fest zugedrückt",

erzählt die Zehnjährige. Ihr vier Jahre älterer Bruder gibt sich etwas souveräner: "Wir sind schon stolz darauf, da dabei zu sein - auch wenn es in gewissen Phase peinlich ist, sich selber zu sehen."

Peinlich findet Dieter Schumann das 460.000 Euro teure Endresultat nicht ansatzweise. Er sieht in "Lene und die Geister des Waldes" vielmehr ein wichtiges kulturelles und pädagogisches Mittel. "Freilich ist es manchmal ulkig, wenn man - wie im Film - jemanden Dialekt sprechen hört. Aber genau diese regional sehr begrenzte Eigenart ist es, die die Menschen hier so liebenswert macht", geht der 68-jährige Regisseur auf die Mundart der Waidler-Kinder ein, die ihm manchmal zwar einige Probleme bereitete, jedoch auch das Salz in der Suppe war.

"Sophia, Florian und die anderen Kinder aus Waldhäuser zeigen zudem ganz unbewusst, dass die Verbundenheit zur Natur ein entscheidendes Motiv für die kommenden Generationen sein wird. Die Beziehung, das Leben mit der Natur in Balance wird vor allem vor aktuellen Hintergründen wie dem Klimawandel immer wichtiger werden."

 

Die Braumandl-Geschwister sind also zu Hauptdarstellern auf der Leinwand mutiert - zu kleinen mit großer Wirkung. Und auch wenn ihre Filmkarriere wohl nur eine Station aufweisen wird, haben sie eine größere Leistung erbracht als so mancher namhafte Schauspieler.

Denn immerhin vertreten sie auf eine sehr authentische Art und Weise den Bayerischen Wald - und werden wohl Generationen von Kindern die Rolle unserer Natur näher bringen...

 

 

Die Premiere feiert "Lene die Geister des Waldes" am Sonntag, 7. November, im Hans-Eisenmann-Haus. Im Anschluss daran findet eine Woid-Kinotour mit Dieter Schumann statt - mit Stationen in Freyung, Regen, Passau und Zwiesel. Der Film wird ganz regulär ab Mitte November in den Kinos der Region präsentiert.