Vom Wald das Beste. – Nationalparkregion Bayerischer Wald
Vom Wald das Beste: "Waltini" Walter Fenzl im Porträt

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Vom Wald das Beste: "Waltini" Walter Fenzl im Porträt

Waldmann. Er ist ein Spinner - wobei diese eher negativ behaftete Beschreibung in Verbindung mit dem 60-Jährigen ausschließlich als positive Charaktereigenschaft verstanden werden darf, ja muss. Setzt sich Walter Fenzl etwas in den Kopf, bleibt es nicht lange nur beim Hirngespinst, denn: Wunschvorstellungen sind dazu da, sie zu erfüllen.

Nach diesem Motto lebt "Waltini", so sein Künstlername, seit frühester Kindheit. Und der Traum des umtriebigen Mannes war es von jeher, eine eigene Gastronomie zu führen. Jedoch kein 08/15-Wirtshaus, sondern einen besonderen Ort, an dem über das Essen und Trinken hinaus noch allerhand mehr an Unterhaltung geboten wird.

Aus der einstigen Idee ist Wirklichkeit geworden - in Form von „Waltinis Stadl“ in Waldmann bei Langdorf.

Mit einem einzigen Wort lässt sich die Event-Gastronomie in der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald nicht beschreiben. Da ist zunächst einmal die Gaststätte an sich, die auf den ersten Blick nicht völlig aus der Norm fällt - jedoch die ein oder andere Besonderheit vorzuweisen hat: Neben gemütlichen Sitzecken und so manch außergewöhnlichem Deko-Stück gibt es eine kleine Bühne, auf der Walter Fenzl täglich (!) seine Zaubershows vorführt.

Dominiert wird der Gastraum von einem Oldtimer. Und trotzdem wirkt das Ganze nicht überladen. Es gibt immer etwas zu entdecken - das Unnormale scheint hier normal zu sein.

Es gibt immer etwas zu entdecken - das Unnormale scheint hier normal zu sein.

An die Lokalität schließt sich ein großer Saal an - Bar, Bühne und Garderobe inklusive. Daneben befindet sich ein biergartenähnlicher Außenbereich mit Zeltplatz. Dort wird einmal jährlich ein großes Zirkuszelt aufgestellt, in dem das inzwischen zur Tradition gewordene Kinderfest stattfindet.

Warum die genaue Beschreibung der Örtlichkeiten im kleinen Weiler Waldmann, der direkt an der Verbindungsstraße zwischen Zwiesel und Bodenmais liegt, so viel Raum einnimmt? Die Anlage ist Lebensinhalt und -werk von Walter Fenzl, einzelne Bauabschnitte sind eng mit seiner Vita verbunden.

Wohlbehütet aufgewachsen in Bodenmais - seine Eltern hatten eine Kohlenhandlung und ein Wirtshaus - stand für den kleinen Walter bereits früh fest, dass er später ebenfalls in der Gastronomie tätig sein möchte. "Meine Mama und mein Papa haben mich nicht gedrängt. Im Gegenteil. Sie wollten immer, dass ich meine eigenen Erfahrungen sammle und eigenständig entscheide."

Die Ausbildung und die darauf folgenden Jahre verbrachte der junge Mann in einem großen Hotelbetrieb in Bodenmais. Dort lernte er nicht nur seinen Traumberuf von der Pike auf, sondern auch seine spätere Frau Brigitte, die im Service tätig ist, kennen.

Sie wollten einen Namen, der etwas magisch klingt

Walter Fenzl zeichnete sich dabei nicht nur durch seine Kochkünste aus, sondern vor allem durch sein Unterhaltungstalent: Er führte zwischendurch immer wieder Zaubertricks für die Gäste auf. In dieser Zeit entstand auch sein Künstlername "Waltini". "Walter war den Leuten wohl zu einfach. Sie wollten einen Namen, der etwas magisch klingt - deshalb Waltini", blickt er heute zurück.

Genauso wie seine Kunststücke und Kochkünste immer ausgefeilter wurden, reifte in ihm und seiner Frau auch der Traum von den eigenen vier gastronomischen Wänden. Wenn schon zu Zeiten arbeiten, in denen andere Freizeit haben, dann für die eigene Sache. 1982 setzten die Fenzls diese Idee in die Tat um - wenn auch mit etwas Anlaufzeit.

Das junge Paar erwarb in Waldmann bei Langdorf „eine nicht bewohnbare Bruchbude“ - jedoch in einer Lage, die den beiden sofort den Atem raubte. "Ich kann mich noch gut erinnern: Mitten in der Stube war ein Maulwurfshügel. Es war schlimm." In mühevoller, handwerklicher Kleinarbeit sanierten sie Schritt für Schritt das Haus. Abends arbeiteten sie weiter im Hotel, tagsüber werkelten sie an ihrem Traum.

Sieben Jahre dauerte es, bis die Privatwohnung bezugsfertig war. Weitere fünf Jahre nahm der Umbau der Gasträume in Anspruch. Eine entbehrungsreiche Zeit, wie Walter Fenzl heute feststellt.

"Jedes Mal, wenn ich von der Schule nach Hause gekommen bin, war irgendetwas neu"

Gleichzeitig eine Lebensphase, die er nie vergessen wird, da er und seine Frau sich ihre Träume realisieren konnten – und mit Tochter Carina auch das familiäre Glück Gestalt annahm.

Das junge Mädchen half von Kindesbeinen an mit - und brachte ihre eigenen Ideen ein. "Jedes Mal, wenn ich von der Schule nach Hause gekommen bin, war irgendetwas neu", versetzt sich Carina Fenzl zurück in die Zeit, als ihr phantasievoller Vater seine Vorstellungen dank des ausgeprägten handwerklichen Talents stets selbst verwirklichte.

Inzwischen steht fest, dass Carina einmal den Betrieb übernehmen wird - gemeinsam mit ihrem Freund, mit dem sie eine eigene Feuer-Show konzipiert hat. Die Fenzls - allen voran Familienvater Walter - leben ihren Betrieb.

Was wie der Inhalt eines etwas schnulzig anmutenden Sonntagabend-Films wirken mag, ist in Waldmann Wirklichkeit geworden - zumindest, wenn man den Erzählungen des 60-Jährigen lauscht. Trotz allem arbeitstechnischen Enthusiasmus sei das Familienleben nie zu kurz gekommen.

Die Zeit mit Frau und Kind war ihm seit jeher sehr wichtig. "Auch wenn es in unserem Fall überaus schwierig ist - ich versuche stets Privates und Berufliches klar voneinander zu trennen." Doch nicht alles, was glänzt, ist Gold - das gibt Walter Fenzl zu. Er und seine Frau hätten sich zu Beginn erst einmal daran gewöhnen müssen, tagein tagaus zusammen zu sein. Gewisse Zuständigkeiten hätten sich erst einpendeln müssen. Doch am Ende hat es geklappt.

"Da steckt viel Übung dahinter."

Zum Fulltime-Job als Vater, Wirt, Bauherr und Bauarbeiter kommt bei Walter Fenzl noch eine weitere zeitraubende Leidenschaft hinzu: das Zaubern. Aus einer buchstäblichen Bierlaune heraus haben sich Kunststückchen aller Art zu einem zweiten Standbein entwickelt. Heute tritt Waltini nicht nur im heimischen Stadl täglich auf, er wird auch gerne für die unterschiedlichsten Feierlichkeiten gebucht - natürlich stilecht mit Hut, Umhang und seinem magischem Zaubermobil, einem eigens dafür umgebauten VW-Bus.

Die Einlagen von Walter Fenzl wirken ihm leicht von der Hand gehend - sind jedoch mit harter Arbeit verbunden, wie er betont: "Da steckt viel Übung dahinter." Ein vielsagender Blick seiner Frau Brigitte bestätigt, dass der Hobby-Magier viel Zeit mit Fachbüchern und dem Austüfteln neuer Tricks verbringt.

Die Grundtugenden für einen Zauberer sind dem gebürtigen Bodenmaiser dabei offensichtlich in die Wiege gelegt worden. "Das Gefühl für die Menschen ist das Allerwichtigste. Ich muss erkennen, ob sich das Publikum eher reserviert oder offen verhält - und darauf eingehen.

Die Leute miteinzubeziehen ist das A und O." Dass Fenzl die nötige Empathie mitbringt, wird im Gespräch mit ihm rasch deutlich. Er ist ein guter Erzähler, bei dem so schnell keine Langeweile aufkommt. Sein Wesen ist vereinnahmend, sein Lachen ansteckend. 

Darauf angesprochen, ob er sich im eher hektischen Alltag auch ab und an Momente wünscht, in denen er nur für sich sein kann, er nicht Wirt oder Zauberer ist und nicht im Mittelpunkt steht, wirkt er dann doch für einen kurzen Augenblick nachdenklich. "Manchmal ist es schon so, dass ich mich zu guter Laune zwingen muss - vor allem, wenn ich längere Phasen ohne wirkliche Pause habe."

Sein Wesen ist vereinnahmend, sein Lachen ansteckend. 

Und prompt, als möchte er sich für seine Worte entschuldigen, fügt er sogleich hinzu: "Doch der Applaus entschädigt dann wieder für alle Mühen. Dann fühle ich mich wieder pudelwohl."

Als Gastronom treiben ihn die eigenen Ideen ebenfalls immer wieder an. Stillstand ist Rückschritt  - Walter Fenzl hat das Motto vieler Wirtsleute im Bayerischen Wald längst verinnerlicht. Freilich, inzwischen würden viele Stammgäste regelmäßig in Waltinis Stadl kommen.

Doch die Gäste seien generell anspruchsvoller geworden. "Früher war die Geselligkeit im Wirtshaus das Wichtigste. Inzwischen jedoch muss man immer wieder Highlights bieten, um attraktiv zu bleiben."

Ähnlich wie die Wirtshauskultur hätte sich der Tourismus im Bayerischen Wald in den vergangenen Jahrzehnten generell sehr verändert: "Gefühlsmäßig sind die Zahlen zurückgegangen", spekuliert Walter Fenzl. Die Anzahl der Besucher sei ungefähr gleich geblieben, die Dauer der Aufenthalte jedoch deutlich kürzer.

Und dass Träume in Waldmann schnell zur Realität werden, dürfte inzwischen auch über die Grenzen des Bayerwalds hinaus bekannt sein…

"Es wird immer schwieriger für uns", meint Waltini. Viel Zeit vergoldet der magische Wirt, der von sich selber behauptet, ein zufriedener und glücklicher Mensch zu sein, jedoch nicht für derlei Pessimismus. Dafür ist er grundsätzlich zu positiv eingestellt, ist er zu offen neuen Ideen gegenüber.

Und dass Träume in Waldmann schnell zur Realität werden, dürfte inzwischen auch über die Grenzen des Bayerwalds hinaus bekannt sein…